Montag, 27. Juli 2015

Norwegen

Wo waren wir stehengeblieben? Richtig, in Narvik! Diese Stadt liegt bereits über dem Polarkreis und das hat zur Folge, dass es im Sommer gar nie richtig dunkel wird, dafür kommt im Winter die Sonne nicht mal über den Horizont. Mit diesen Extremen muss man leben können, aber ich kann das Gefühl des "nie richtig wach werdens" und den damit verbundenen Gefühlsschwankungen im Winter sehr gut nachvollziehen! Als Tourist ist es aber toll und machte uns sowohl seinerzeit im Winter, wie nun auch im Sommer richtig Freude :)

Ach ja, haben wir nicht in Botswana von den wenigen Strassen gelästert? Nun, um in Norwegen vom Süden in den Norden zu gelangen, gibt es entweder die Europastrasse (auch Via Scandinavia bzw E6 genannt) oder die Kystriksveie (Küstenstrasse an Westseite mit 6 Fähren auf 600km). Also auch hier eine magere Auswahl - aber ja, auf mehr als einer Strasse können wir ja auch nicht gleichzeitig fahren ;)

Zurück zu Narvik. Es ist eine kleine, aber feine Stadt mit mehreren Häfen und einer riesigen Erzverladeanlage (weltweit die Grösste). Da fahren endlose Güterzüge aus Kiruna (Schweden) ein, in 5s wird eine Wagenladung in den Berg geleert und mit einer Rate von 11'000t stündlich werden die Schiffe vollautomatisch beladen. Leider wurde nichts aus einer Besichtigung, da wir am Samstag erst telefonierten und sich die beiden Wochenendarbeiter (einer überwacht die Linie mit den Zügen und einer die, mit den Schiffen) auch nach 15min Diskussion nicht überzeugen liessen, dass eine Führung spannender sei als ihr "Bürojob" und wir am Montag bereits wieder weiterziehen wollten... Zusatzinfo zum Erzabbau: Kiruna muss als komplette Stadt umziehen - dies ist gerade topaktuell.

Narvik bzw. Norwegen wurde im 2. Weltkrieg in der sog. Weserübung von den Deutschen überfallen, weil hier das Eisenerz als sehr wichtiger Rohstoff in grossen Mengen vorhanden war. Entlang der E6 findet man immer wieder Denkmäler, welche an die schrecklichen Momente erinnern. Komischer Gedanke, dass Hitler dieses Land feindlich übernahm, waren doch die Bewohner hier seinem Ideal eines arischen Menschen näher als alle anderen Erdenbewohner?



Wir entschieden uns, aufgrund des Wetters nicht weiter in den Norden zu fahren und verpassten so bewusst Tromsø, wie auch das Nordkap. Kein wirklicher Verlust, wie wir im Nachhinein erfuhren :) Unser Weg führte uns auf die Lofoten, eine wunderschöne Inselgruppe, wo auch die Norweger am liebsten Ferien machen. Petrus schickte aber die ganze Sonne auf den Güsche (Gurtenfestival in Bern) und für uns blieb nur Regen und Nebel *grummel*. Etwas schade für die tolle Landschaft, dafür trafen wir auf einen tollen Schweizer (Hallo Christoph!), einen Ex-Arbeitskollegen aus Bern (Hoi Wäuchli :) ) und auf eine lustige Luzerner Familie. Es ergab sich aufgrund der guten Chemie, dass wir noch zwei Tage mit Christoph umherzogen und und uns über die Wikinger informierten, viel (sehr viel!) lachten und wild campten. In Norwegen gilt das Allemannsrett (Jedermannsrecht), dank dem man wild campieren darf (unter Berücksichtigung ein paar, eigentlich logischer, Grundsätze).



Kaum mit der Fähre von den Lofoten aufs Festland übersetzt, musste Christoph seinen Pneu wechseln und wir die Ketten nachspannen, bzw. Kugellager tauschen. Die Motorräder wurden so toll behandelt wie wohl vorher und nachher nie wieder :)



Hier trennten sich unsere Wege, Christoph fuhr nach Schweden rein und wir an der Küstenstrasse nach unten. Diese Strasse ist mit Abstand die schönste, je gefahrene Strecke bis dato! Nicht von den Kurven, aber von der Natur!  Sie wechselt ständig und auch die Sicht ist immer eine andere. Mal im Fjord, mal auf dem Hügel, mal grüne Wälder, mal graue Felsen, mal türkis Wasser, man kann sich kaum satt sehen... Die Küstenstrasse hat ein Ende in Trondheim, wo wir auch die Sonne wiederfanden und uns einen Ruhetag gönnten. Wir nutzten die Zeit unterschiedlich aber genossen es in vollen Zügen! Ich musste mir einen eBook Reader besorgen, weil ich gerne etwas über die nordische Mythologie erfahren möchte und hier oben dazu keine englischen Bücher vorliegen. Zudem ist es doppelt bitter, wenn man am Abend einen wunderschönen Platz in der Natur hat, aber keinen Handyempfang weil eben in der Natur... Da hilft das tollste Datenpaket nix und darum musste der eBook Reader her :)



Heute sind wir nun nach Røros gefahren, wo wir uns über den Kupferabbau in der Region informierten und nun auch übernachten. Die Stadt hatte uns seinerzeit im Winter extrem gefallen und auch im Sommer ist sie mehr als nur eine Durchfahrt wert! Ist wohl auch nicht umsonst ein UNESCO Weltkulturerbe :)


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