Donnerstag, 30. Januar 2020

Honiginsel und zwei gegensätzliche Grosstädte

Tage 18 bis 20

In Curitiba haben wir es uns gut gehen lassen und sind einen Tag länger geblieben als geplant.
  • Kleider waschen - diesmal von einer guten Wäscherei, sodass wir nicht mehr aussehen als hätten wir die Kleider in Italien gekauft (ein XL in Italien entspricht höchstens einem L in der Schweiz)
  • Star Wars in 3D schauen und dann ganz allein den Ausgang in einem Riesenshoppingcenter suchen (man ist mehr verloren als Kevin allein zu Haus) 😅
  • Hop On/Off Tour fahren. Die hinterlistigen Curitibaner haben es "linha turistica" genannt und mich damit über das System getäuscht, sodass ich nicht nur mitging auf diese Tour sondern sie sogar selbst organisierte... 😤
    Zur Erklärung: nachdem ich sowohl in Stockholm und auch in Prag auf den Hop On/Off Bussen eingeschlafen bin und dies zusammen mit meiner sehr endlichen Begeisterung auf ebendiesen schon zweimal zu Missstimmung im Team geführt hat, hat Vali geschworen, mich nie mehr auf so eine Tour mitzunehmen...
    Und ja - ich bin auch auf dieser Tour wieder eingeschlafen, aber ich bin überzeugt das hatte mit dem kurz vorher gegönnten Essen zu tun!! 😉 Diesmal nahmen wir es mit Humor 😅
  • Essen im grössten Restaurant Latinamerikas. Mit 4600 Plätzen (und dann ca. 300 Kellnern im Einsatz) ist das Madalosso sehr bekannt. Das ist ein italienisches Rodízio. Der Name steht für rotierendes Essen und ist bekannt aus den Churrascarias (Fleischrestaurants). Man muss sich das wie folgt vorstellen:
    • man kommt an und wird an den Tisch begleitet
    • nach 1 min kommen 7 Teller auf den Tisch - ungefragt und eher überraschend, aber wir wollten ja was Neues erleben: Chicken Wings, gegrilltes Fleisch, gebratene Leberlis (wer ausser Hans-Otto und meinem Liebling isst sowas?!?), Risotto, Pommes, grüner Salat und Kartoffelsalat
    • Das gewünschte Trinken brauchte knapp 1 min zusätzlich, bevor es auf dem Tisch stand
    • Bevor man begriffen hatte, was gerade geschehen war, kam schon der erste Kellner und fragte ob man etwas Ravioli möchte
    • Ab jetzt kamen im 2 min Turnus noch mehr Kellner mit Cannelloni, Knoblauchpasta, Fleisch etc. Man kann jeweils entscheiden ob man möchte oder nicht. So geht das, bis man nicht mehr kann. Und wehe man isst einen der 7 Teller aus - wir konnten den Kellner gerade noch bremsen als er uns einen neuen, vollen, wieder hinstellen wollte!
    • Das Erlebnis war wirklich eines und für einmal haben wir das genossen. Aber mit dem Wissen, wieviele Leute hier auf den Strassen leben und (wir haben nachgefragt) was mit dem nicht gegessenen Essen geschieht, würden wir das wohl nicht wieder tun.
    • Fun Fact: kennt ihr die typische Schweizer Limonade? Die mit Zitronensaft und Kondensmilch? Ihr auch nicht? Aber die Brasilianer schon und sie verkaufen sie unter dem Namen "limonade suiço" 😉
  • Wir haben die Tork 'n Roll Bar besucht. Das ist nun wirklich ein geniales Konzept!! Eine Riesenhalle mit links und rechts aussen Shops (man kann Kleider, Musik oder Essen kaufen oder sich tätowieren lassen (jaja...). Danach kommen beidseitig schmale Spuren und leerer Platz, mit Sicherheitslinien markiert. Dort kann man mit den Motorrädern hineinfahren oder sie parken. Und zu guter Letzt gibt es in der Mitte mehrere Bars mit einer grossen Auswahl an Drinks. Es erschliesst sich uns nicht ganz, wie dieses Konzept und die Nulltoleranz beim Alkohol (es gilt 0.0 Promille in Brasilien) zusammen aufgehen, aber man muss ja auch nicht immer alles verstehen 😉
    Ganz vorne dann ist eine Bühne wo immer eine Liveband Rock spielt. Man kann auch das Motorrad direkt vor die Bühne parken, aber was erzähle ich da, schaut selbst! Wir sind leider am Sonntag dort gewesen, da lief nicht mehr viel, aber wir würden sofort wieder hingehen... Ach ja - im oberen Stockwerk gibt es noch Billardtische.
  • Und nicht zuletzt hatten wir lustige Gespräche mit einem unserer Hosts in Curitiba. Thiago war also der festen Überzeugung, dass in Deutschland das Bier warm getrunken wird! Man muss eingestehen, dass das Bier hier immer kalt serviert wird. Das geht soweit, dass die Bierflasche in einem Restaurant durchaus in einen Sektkübel mit Eis gestellt werden kann, damit es schön kühl bleibt. Soooo kalt trinken wir das Bier nun normalerweise schon nicht, aber trozdem... 😄
Die "Tunnels" des ÖV von Curitiba

Diese Augen... Wow!

Curitiba vom Parque Barigui aus

Links: gehen, Mitte: laufen, Rechts: Velo und Microscooter


Vali am Posen :)

Das ist nun doch eine eher blöde Art, Zement zu verteilen?






Tage 21 und 22

Bisher waren wir mit Flugzeug, Bus, Auto, Velo und zu Fuss unterwegs gewesen. Endlich konnte ich eine Zugreise organisieren! Für heute wollten wir zuerst mit dem Zug von Curitiba nach Morretes (Serra Verde Express) und dann mussten wir auf Bus und Boot umsteigen, um auf die Honiginsel zu kommen wo wir dann die Übernachtung gebucht hatten.

Der Zug fährt im "kühlen" Curitiba los und dann geht es durch dichten Dschungel, vorbei an Schluchten, Wasserfällen und Seen, über 41 Brücken und durch 13 Tunnel, bis man nach der Serra do Mar im deutlich wärmeren Morretes ankommt. Die Bahnstrecke ist 110 km lang, wurde 1885 fertiggestellt und gilt zu Recht als eine der schönsten weltweit! Die Strecke war von Ingenieuren als nicht möglich zu bauen deklariert woden. Nun ist sie ein schönes Beispiel für was möglich ist, wenn der Wille vorhanden ist. Der Preis des Willens haben aber über 5000 Arbeiter mit dem Leben bezahlt und unzählige haben anscheinend gleich am ersten Arbeitstag wieder abgebrochen....
Kurzes Video der Fahrt.


Wir haben einen Sitzplatz im letzten Wagen gebucht - dem Barão. Dort gab es ein Frühstück und eine Aussichtsplattform, welche nach besten Normen gesichert ist:
Zum Glück bin ich nun schon älter und konnte der Versuchung, dem Zug ein Stück weit hinten nach zu laufen, widerstehen. Überlegt habe ich es mir aber 😜
Während der Ansprache wurde extra erwähnt, dass auch zwei Schweizer dabei sind. Unsere Begleiterin sprach aber so, dass Valérie genau gar nix verstand. Und während sie die Spezialitäten aus Curitiba auflistete, wollte sie den Namen "Weisswurst"(anscheinend wird das dort mit Zwiebeln und sonstwas gegessen) aussprechen und wusste nicht mehr genau wie. Sie schaute mich also hilfesuchend an und ich habe dann für den ganzen Wagen verständlich "Weisswurst" gerufen. Da hat Vali fast die Krise gekriegt (halb lustig und halb ernst).
Man versetze sich darum bitte kurz in ihre Situation: "Hallo. Unverständliches Gebrabbel über 10 min... WEISSWURST! Hahaha! Unverständliches Gebrabbel...".
Der Wechsel vom spanisch (wo sie relativ schnell die Sätze verstehen konnte) zum portugiesisch (wo am Anfang nichts ging), hatte sie schwerer als erwartet. Ich habe dann häufiger übersetzt und manchmal konnten wir auch englisch sprechen, sodass es für sie dann lustiger wurde. 

Am Schluss der Zugreise wurde uns erklärt was ein Saidera ist. Da ich mich während der Zugsfahrt durchaus am kühlen Bier erfreute, gab es für Vali und mich noch ein ungefragtes Abschiedsbier. Ich wusste aber nicht, dass Saidera für "Abschiedsgetränk" steht und das wurde dann über das Mikrofon erklärt und der ganze Wagen wusste was dazu zu sagen... Ein Brasilianer und ich waren uns jedoch schnell einig, dass das ein Blödsinn ist - das letzte Bier gibt es gar nicht, basta!! 😂

Serra Verde Express

Tschu tschuuuu

Mystischer Urwald

Wo sind die Geleise wo? Erinnerte uns ein wenig an die Todesstrasse 😃
Wir mussten dann mit einem Bus nach Paranaguá übersetzen. Achtung: hier wurde das Ticket bei einem lautstark sprechenden Typen gekauft, der durch die Warteschlange lief. Als Beleg gab es.... nix! Kurz vor dem Einsteigen wurden wir dann von ihm angewiesen ganz hinten in den Bus zu gehen. Gesagt getan, kaum im vollen Bus angekommen und die Rucksäcke auf den Boden gestellt, haben uns die anderen Reisenden angewiesen, dass wir in die Mitte des Busses gehen sollten. Also wollten wir raus mit dem Rucksack und dann in der Mitte wieder rein, wurden aber von unserem "Ticketverkäufer" abgefangen und angewiesen, den Rucksack stehen zu lassen und dann ganz vorne einzusteigen. Hmmm?!? Dort angekommen kriegten wir dann aber eine Karte und die Anweisung, ihm die nach dem Einsteigen wieder durchs Fenster zu geben. Das wurde etwas später noch korrigiert und wir sollten diese Karte dann gleich der Frau nach uns weitergeben. Im Prinzip ist es wohl darum gegangen, dass wir durch den Zähler (Drehkreuz) mussten und die Rucksäcke zu gross waren. Die Karte scheint ein Passepartout gewesen zu sein und alles klappte schlussendlich wunderbar. Aber das Prozedere toppte beinahe das sinnlose Umsteigen vom und ins gleiche Flugzeug in Santa Cruz...!!

In Paranaguá angekommen regnete es und wir setzten mit einem Boot in 1.5h auf die Honiginsel (Ilha do Mel) über.
Da war sie also unsere Aussteigerinsel ohne Autos und mit wenig Komfort, dafür viel Natur und Ruhe! Schade regnete es fast durchgehend... Das muss ein guter Grund sein wiederzukommen, denn der Ort ist wunderschön!

Die Insel ist ca. 5 km lang und hat Hügel, viel Urwald, viele Strände und wenig Wege. Wir haben uns am zweiten/letzten Abend dann für die 1.5h Wanderung an den touristischeren Strand im Süden entschieden. Es ging zuerst an einem Strand entlang, über vom Meer gewaschene und mit Meerestieren besetzte Steine, in den Hügel hoch, durch ein Sumpfgebiet und dann wieder durch Sand bis zum anderen Ort. Ein Traum von einem Weg und wir schafften es fast komplett trocken hin- und nach dem Essen zurück. Meine starke Taschenlampe (Lupine ist teuer aber ideal für den anspruchsvollen Kunden 😃) hat sich als sehr nützlich erwiesen, aber in Zukunft nehmen wir beide wieder unsere eigenen Lampen mit... Jemand war nämlich mit meiner Lichtführung (alles anschauen weil es Spass macht und dann wieder kurz den Weg beleuchten) nicht zufrieden und dem Hausfrieden zuliebe, gab ich meine Lampe dann temporär ab 😭

Für ein paar schöne Aufnahmen und tolle Erinnerungen hat unser Aufenthalt gereicht und wir würden gerne bei Sonne wiederkommen:
Strand zu unserer Verfügung, das Wasser war angenehm warm 👍

"Hauptstrasse"

Feucht, warm und glücklich!



Ein Paar machte wohl Hochzeitsfotos und wir nutzten da gleich deren Installation aus 💑
Ach ja: ein grösstenteils regendichter Rucksack ist schon praktisch! Bei dieser Hitze noch den Poncho über uns und den Rucksack zu ziehen, wäre völlig unnütz, denn den Schweiss empfinden wir als nicht besser als den Regen....

Wir haben dann von einer guten Kollegin erfahren, dass in Brasilien zum Teil sehr turbulentes Wetter herrscht. In Minas Gerais zum Beispiel sieht es aktuell so aus und dann möchten wir über unsere 1.5 Tage Regen nicht lästern:


Tag 23


Von der Insel kam man leider nicht so leicht weiter. Wir mussten mit dem Boot zurück nach Paranaguá (0800-0930). Dann den Bus nach Curitiba nehmen (1015-1145). Dort was essen bis es weiterging mit dem Nachtbus nach Rio de Janeiro. Ca. um 1615 fuhren wir mit einem komfortablen Bus durch die Nacht, Rio entgegen. Die Busse sind äusserst komfortabel (manchmal WiFi, gratis Wasser, gute Sitze) und sie fahren doch einiges ruhiger als in Bolivien, was aber sicher auch mit der Strasse zusammenhängt. Etwa alle vier Stunden gibt es einen grösseren Halt bei einer Raststätte. Die sind gut augestattet und die Toiletten sehr sauber; alles in allem eine tolle Art zu reisen und die Übernachtungskosten zu sparen.



Tage 24 bis 26

Endlich im sagenumwobenen Rio de Janeiro angekommen! Was haben wir nicht schon alles darüber gelesen: die Christussstatue (Corcovado), der Zuckerhut (Pão de Açúcar), die Strände (Copacabana), der Karneval und die Sambaschulen, die Favelas etc...

Wir sollten nicht enttäuscht werden! Wir logierten mitten im Stadtteil Copocabana und das liegt fantastisch. Also los, Sonnencrème einstreichen und ab an den Strand. Einen überteuerten Schirm und zwei Stühle gemietet und uns dann mal hingesetzt und die Atmosphäre auf uns wirken lassen. Nun ist es ja so, dass Rio nicht den besten Ruf bezüglich Sicherheit hat, obwohl hier viel gegangen ist in letzter Zeit. Wir waren also auf grosser Alarmstufe und im Gegensatz zu zwei Schweizerinnen, welche wir am letzten Tag kennenlernten, wurde uns nichts "gestohlen". Ihnen kamen 50 BRL (12.5 CHF) am Strand abhanden, obwohl die Tasche zwischen ihren Körpern war. Uns wurden dafür die Stühle und der Schirm für 70 BRL anstelle von 20 BRL angedreht. So kann man das Geld auch verlieren 😠
Wir waren aber mehr verärgert, dass sie überall versuchten uns beim Wechselgeld zu bescheissen. Zuerst kriegten wir nur 20 anstelle von 30 Reals zurück. Also reklamierten wir und erhielten den Restbetrag. Dann könnte man meinen es wäre gut, aber der gleiche Verkäufer hatte die Courage, es bei Drinks wieder zu versuchen und wollte uns diesmal um 5 Reals bescheissen... Als wir dann später am Abend ein bisschen verloren waren und dringend Internet benötigten und in den Burger King gingen, versuchten sie auch dort, 5 Reals für sich abzuzwacken... Grrr!!!! Zum Glück können wir Kopfrechnen und das auch schnell!

Egal: Strand genossen -  die Riesenwellen auch, hihi 😆 Valérie wollte nicht ins Wasser: die Gefahrenstufe rot, das angeblich kalte Wasser 😎 und die für ihre Verhältnisse zuvielen Leute reichten ihr und sie schaute einfach dem Geschehen von unter dem Schirm zu und genoss es so. Die Strandretter der Feuerwehr mussten tatsächlich mehrmals raus und die Leute retten, welche sich über- oder die Wellen unterschätzten (je nach Auge des Betrachters). Das war schon heroisch und man kommt sich vor wie auf dem Filmset von Baywatch mit dem einzigen Unterschied, dass die Retter allesamt männlich waren... 😉

Laufende Supermärkte gibt es en masse..

Gegrillter Käse, wahlweise mit Oregano. Mjammi

Jaja und dann habe ich mich sowas von verbrannt, dass ich auch heute, 4 Tage später noch aussehe wie ein Stück gares Fleisch...
Zumindest sind nur die Unterbeine und die Füsse schlimm, der Rest hat sich besser gehalten... Mensch Emanuel!

Am Abend wollten wir dann in einem Grillrestaurant essen gehen, welches sich im Zentrum befand. Nur haben wir dem Fakt Wochenende zuwenig Beachtung geschenkt. In Rio ist es so, dass das Zentrum nur aus Geschäftern, Büros und Museen besteht. Am Wochenende und an den Abenden ist das Viertel tot, fast alle Restaurants geschlossen und man sollte die Gegend meiden, es gibt nur Obdachlose und sehr, seeehr weenig Leute sonst...
Wir haben dann auf der Suche nach einer möglichen Essalternative also zuerst Internet gebraucht. Nicht mal der Mc Donalds hatte offen, aber immerhin eben der Burger King. Dafür ging dort das Internet nicht 😬 So mussten wir also das Datenroaming einschalten, um etwas Offenes zu finden... Immerhin konnten wir dann was zu Essen finden und von dort dank dem WiFi auch Uber organisieren, um sicher aus der Gegend zu kommen und direkt ins Nachtleben von Lapa einzutauchen...

Für den nächsten Tag hatten wir bereits eine private Führung gebucht. Mit 220 Euro etwas teuer, aber es war von einem Deutschen (Michael Einert, +55 21 98652 2601) durchgeführt, welcher seit über 30 Jahren in Rio lebt und uns sehr viel auf kompakte Weise näherbringen konnte. Megatoller Tag und viele Schmerzen beim Gehen! Auch in die Rocinha (Favela = Armenviertel) konnten wir gehen. Wenn die Strassen aber eng werden oder Jungs mit Mobiltelefonen am Strassenrand stehen, sollte man langsam umdrehen... Von Michael konnten wir erfahren, dass die Jungs früher hier mit Maschinengewehren gestanden sind, heute wurde das zurückgedrängt und es gibt weiterhin Versuche, die Favelas sicherer und sozialer zu gestalten. Bei den gut 700 Favelas die es in Rio aber gibt, wird es nie ganz sicher werden. Auch wenn die Leute von dort mittlerweilen teilweise einer relativ guten Arbeit nachgehen als Kellner, Busfahrer etc.
In den "sicheren" Favelas gibt es die UPP (Spezialabteilung der Polizei) welche für etwas Sicherheit sorgen. In den schlimmeren Gegenden gibt es die BOPE (Spezialeinheit des Militärs, welche direkt in der Favela wohnt und trainiert). Und in den restlichen Favelas gibt es nur das Gesetz der Drogenbarone und nur wenn es sein muss, greift das Militär ein, aber dann nur mit gepanzerten Fahrzeugen, Helikopterunterstützung und ab ca. 200 Mann starken Einheiten. Wenn also was in der Favela passiert, dann sind die Leute nach wie vor auf sich selber gestellt. Auf die staatliche Hilfe muss man nicht warten.


Blick auf die Copacabana im Hintergrund ;)


Wir haben ihn gesehen, den Christus und zum Glück waren wir "nur" auf dem Mirante Donne Marta - hier ist man näher an der Stadt zum Fotografieren und hat bedeutend weniger Touristen.

Quartier Santa Teresa

Obdachlose gibt es überall
Favela, welche als unsicher gilt...

Favela (Rocinha), welche als sicher gilt...
Bei der Fliesentreppe von Selarón wurde ich nach dem Fotografieren von zwei Personen angelacht. Sie meinten ich hätte soeben noch mit einer analogen Kamera Fotos gemacht. Habe sie dann über meine Fujifilm X100F aufgeklärt  und von ihnen erfahren, dass sie Pressefotografen sind (Auweis schien dies auch zu belegen). Nun ist es auf dieser Reise also bereits das dritte Mal, wo Profis (Fotofachgeschäfte und Pressefotografen) meine Kamera und ihren Wert nicht erkannten und das macht die X100F umso idealer für Streetphotography und das Reisen. Aaaah, ich liebe diese Fuji 💓

Selaron (also der im Hintergrund). Ein Künstler, welcher leider aus Geldgier schlussendlich lebendig verbrannt wurde.



Generell kann man Rio in viele kleine Quartiere unterteilen, welche oft durch einen Hügel physikalisch getrennt sind:
Barra wo früher nur dreistöckige Häuser gebaut werden durften und mittlerweilen auch Hochhäuser zugelassen sind, hat einen guten Ruf und einen 20 km langen Strand mit der besten Wasserqualität. Hier kommen die Reichen und Berühmten und solche die es gerne werden möchten.
Ipanema ist eines der besten Quartiere. Hier haben viele eine Zweitwohnung gekauft (als Investmentanlage). Die Wohnungen sind ohne Problem 300 m2 oder grösser und der Strand ist toll.
Copacabana ist berühmt, hinkt aber etwas seinem Nachbarquartier Ipanema hinterher und das Wasser ist immer noch gut, aber anscheinend nicht mit Barra zu vergleichen.
Lapa ist das Ausgehviertel, hier sollte man aber dunkle Gassen meiden.
Centro ist das Zentrum und wie bereits erwähnt hat es Sehenswürdigkeiten für Touristen aber abends und am Wochenende sollte man es meiden.
Die Favelas sind immer an den Quartiersgrenzen, meistens an den Hängen wo nicht gebaut worden war. Oder dann aber in der Agglomeration. Ein Besuch ebendieser wird nur unter kundiger Führung empfohlen!

Den letzten Tag haben wir dann mit einem zeitigen Besuch auf dem Zuckerhut (waren die ersten zwei Touristen oben und ist viiiel ruhiger als eine Stunde später...), planen und einem Abschiedsbesuch an der Copacabana zugebracht. Etwas wehmütig wurde es mir schon, diesen fantastischen Strand verlassen zu müssen... Das planen ging ungleich länger als gewünscht, denn es hatte nicht mehr viele Sitzplätze für die gewünschten Busse und irgendwie klappte es mit dem Buchen nicht. Wir mussten immer wieder von vorne beginnen, aber die zuletzt gewählten Sitzplätze waren dann für 10 min blockiert. Wenn ein Bus nur 5 offene Plätze hatte, hiess das 2x versuchen und dann viel trinken und dann wieder versuchen. Es stellte sich heraus, dass wir die Monatslimite auf meiner Visa aufgebraucht haben. Das kann aber nur  die halbe Wahrheit sein, denn ich habe auch die Daten der Mastercard versucht, war aber wohl inzwischen wegen zuvieler erfolgloser Zahlversuche vom Busunternehmen blockiert worden. Immerhin hat die Bank uns dann kostenlos die Limite zurückgestellt. Und wir konnten über Vali's Paypal Konto schlussendlich den Bus buchen. Meine Güte hat das Nerven gekostet! Dafür hatten wir einen tollen Bus erwischt. Semileito oben (also Sitze mit mässig Beinfreiheit und ca 120 Grad Inklination und Leito Cama unten (also unsere Sitze die zu 180 Grad gebeugt werde konnten und viel Beinfreiheit hatten. Und so schliefen wir wie Cäsar im alten Rom, herrlich die paar Stunden (00:25-07:00) durch und wären am liebsten noch weitergefahren 😋

Spitzenklasse!!

Blick vom Zuckerhut aus auf die zwei Gondellinien aus der Schweiz



Tage 27 und 28 

Ich merke, dass der Text lang und die Zeit knapp wird... Sao Paulo ist die Arbeiterstadt, hier funktioniert alles und die Leute sind emsig. Die Stadt hat zu Hauptverkehrszeiten bis zu 80 km Stau aber eine tiptopp funktionierende Metro. Es gibt hier knapp 700 Helikopter und unzählige Helipads, um dem gestressten Manager das Leben zu erleichtern. Wir fühlen uns hier deutlich sicherer als in Rio, aber die gleichen Grundgesetze gelten und werden einem manchmal deutlich vor Augen geführt. Als ich einmal nach Mitternacht alleine zu Fuss nach Hause ging (sollte man nicht, aber die Strecke war auch nur kurz 😇), hinter einem fast gleich grossen Mann mit etwa 3 m Abstand, dann wurde dieser deutlich nervös und schaute so unsicher zurück, dass ich ihm zuliebe die Seite wechselte... Wir haben die letzten zwei Tage hier genossen und jetzt müssen wir packen gehen, denn unser Flieger geht in 6 Stunden... Mennometer, der ganze Zauber schon fast vorbei 😢

Eine kleine Geschichte muss ich noch anfügen. Hier im Grossraum Sao Paulo kann es mehrere Strassen mit dem gleichen Namen und Hausnummer geben. Man sollte sich also sicher sein, wenn man ein Uber bestellt und sich auch wundern, wenn der Preis 4x höher ist als üblich... Zum Glück hat Vali die Route auf der Karte verfolgt und mir gesagt, dass wir also ganz falsch fahren. Der Fahrer ist aber korrekt an die von mir gewünschte Adresse gefahren - nur einfach der falsche Bezirk. Wir haben das korrigiert und sind nach einer kleinen Nacht-Citytour in Sao Paulo dann sicher zu Hause angekommen 🙈

Eine exzentrische Truppe 😍

Sao Paulo  - Avenida Paulista

Unter dem Kunstmuseum

Wir haben die Brasilianerinnen beim Posen genug lange studiert und versuchen es nun auch 😂

🙈

In einer als Chopperia getarnten Karaokebar mit dem weltbesten Alcopop 😈


Hier die Adressen wo man sich schnell verwählen kann. Seid vorgewarnt ;)

Montag, 20. Januar 2020

La Paz, Asuncíon und erstmals in Brasilien


Zuerst hatten wir euch noch ein paar zusätzliche Bilder zur Mountainbike Abfahrt versprochen. Wie das manchmal so gehen kann, haben sowohl Valérie wie auch ich den Link dazu nicht erhalten. Die Mailadressen haben wir aber je einmal in das Whatsapp des Führers und einmal auf das Anmeldeblatt geschrieben... Zum Glück habe ich mich mit Shoek und Lee, den zwei coolen Südkoreanern, auf Instagram befreundet und konnte sie so um den Link bitten. Sie hatten nämlich bereits Bilder hochgeladen 😉

Der geteerte Abschnitt der alten Yungasstrasse

Profi-Mountainbiker Vali mit einem Wheelie aus dem Stand 😉

Am steil abfallenden Abgrund sitzend. Glaubt ihr's nicht?

Tadaaaa 😜

... und noch ein paar Bilder in voller Fahrt



Tag 13

Bevor wir uns von La Paz davon machten, haben wir es nochmals ein bisschen genossen. Die Gondeln sind genial und geben einen hervorragenden Ausblick über die sich schnell ändernden Stadtteile! Vom Zentrum und Sopocachi (Gebiet mit Hochhäusern; wird vom Mittelstand bewohnt) geht es in den Süden raus mit der blauen Gondel. Dann hoch mit der gelben Gondel, zuerst über ein Gebiet, welches wohl als zukünftiges Wohngebiet gilt. Dort wird der Fluss in eine Röhre verlegt und die Erde auf verschiedene Ebenen abgetragen. Boah, wer dort am Rande wohnt, wird sich die nächsten Jahre über Baulärm freuen… Dann geht’s hoch über immer enger gebautes Gebiet. Die Häuser sind immer weniger bemalen, zuerst ist noch die Fassade zur Strasse hin bemalen und dann ist fertig Farbe. Zu teuer und unnötig ist das in den ärmeren Vierteln. Eine Hauswand grenzt an die andere, jede Form ist anders und doch hat alles Ähnlichkeiten: Ziegelsteinmauern und ein Wellblechdach sind hier der Standard. Und ehe man sich versieht ist man oben auf dem Hügel, gleich neben der Stadt „El Alto“ (= die Höhe). Kleine Randnotiz: der höchste europäische Flughafen liegt in Samedan in der Schweiz – er ist auf 1707 müM. Der Flughafen in La Paz ist auf 4061 müM gelegen und somit der höchste internationale Flughafen weltweit. Hat besonders Valérie zum Schmunzeln gebracht, sind wir doch so stolz auf unseren Höhenrekord in der Schweiz 😃
Mit den Gondeln auf dem Hügel unterwegs

Das gibt dann wohl ein neues Wohnquartier, dauert aber noch 'ne Weile


Es gibt noch viele mehr von diesen Gondelbahnlinien. Wir haben Zeitraffervideos davon gemacht; gebt uns ein Feedback, wenn wir etwas davon zugänglich machen sollen, z.B. als Kommentar weiter unten.

Weil meine Billigkopie des originalen Kameraakkus die Höhe nicht so ideal vertrug (er wurde ganz wenig dickbäuchiger, noch nicht schlimm, aber genug, dass ich aufmerksam wurde) machten wir uns in La Paz noch auf die Suche nach einem Ersatz. Wir fanden keinen, die haben nur Sony, Nikon, Canon und Olympus, tssss…. Dafür fanden wir spannende Strassen mit Märkten wie man sie sonst eher von Asien kennt! Die eine z.B. war nur für Teigwaren, Nüsse und Reis. Die andere dann war gefüllt mit Gemüse und Früchte. Die Querstrasse dann war zuständig für alle Kühl- und Gefrierschränke. Dann kam wieder eine Strasse für Fernseher und Videorekorder und dann kamen unzählige Strassen für alle möglichen Smartphones und Mobiltelefone. Lange totgeglaubte Geräte lassen sich dort finden – gleich neben den neuesten Geräten von Huawei, Honor, Xiaomi... Da kamen nostalgische Gefühle auf und das Wissen, dass auch die Smartphones in einem ärmeren Land wie Bolivien einen sehr hohen Stellenwert haben!

Belebte Strassen. Asien Reisende kennen das allzu gut 😃


Nun mussten Tickets für die Weiterreise her! Wir wollten nach Asuncíon (Paraguay) reisen. Unsere Reiseroute führte aber unweigerlich über den Startpunkt unserer Reise (Santa Cruz) mittels einer 32-stündigen Busfahrt oder mittels Flug (auch über Santa Cruz), damit sind wir aber bereits nach 6 Stunden am Ziel. Habt ihr schon mal Touris gesehen, welche im guten Glauben an den besten Preis an den Flughafen reisen, nur damit ihnen dann erklärt wird, dass die Verkaufsstellen eigentlich nur in der Stadt selbst sind? Wir kennen solche sogar persönlich...!
Mit etwas Freundlichkeit darf man aber auch am Check-in Schalter Tickets kaufen 😃 Nur das mit dem guten Preis… Knapp 550 CHF (2 Pax) darf man für so ein Flügchen schon rechnen 😏 Im Preis inklusive war dann aber sogar ein  total unnützes Umsteigen... In Santa Cruz mussten wir aussteigen und als wir uns beim Bordpersonal erkundeten, ob denn nicht selbiger Flieger weiterfliegt, wurde uns mit einem Augenzwinkern gesagt, dass wir aussteigen, durch die Transferzone gehen, wieder Billett kontrollieren lassen mussten, bevor wir dann wieder hierher zurückkommen würden. Was für eine Idiotie, aber wie hätten wir denn sonst die Zeit bis zum Weiterflug totschlagen können?!?

An unserem letzten Abend in Bolivien wollten wir dann nochmals schlemmen und machten uns zum zweiten Mal auf ins Swiss Chalet. Auch diesmal hatten wir keine Reservation (das Restaurant ist sehr gut besucht, aber in den Ferien vergisst man wohl manchmal was). Das Personal erkannte uns sofort und unser verlegener Gesichtsausdruck veranlasste sie zum Lachen. Wir hatten Glück und mussten uns diesmal nicht erst an der Bar vollaufen lassen 😉 Zu unserer Verteidigung: der Barkeeper hatte es schwer im Griff und so musste ich mich durch alle Singani-Cocktails durchtesten: Pisco Sour (Cocktail mit frischem Eiweiss, lecker, jaja 😉 ), Maracuja Sour, Yungueñito, Chuflay
Der Singani ist übrigens Bolivien‘s Nationalschnaps. Er wird aus der weissen Rebsorte Muscat d’Alexandrie gewonnen und nur in Bolivien hergestellt. Sie sind sehr stolz darauf und verweisen gerne, dass der Singani viel reiner und sorgfältiger destilliert wird, als etwa der Pisco in Peru. Dass die Bolivianer den Wein destillieren, kommt nicht von ungefähr: aufgrund der geologischen und klimatischen Bedingungen ist es sehr schwierig in der Hochebene einen guten Wein herzustellen.

"Unser" Barkeeper und freundliche Bedienung des Chalet Suisse


Als letzte Aktivität haben wir uns noch den Pass fotokopieren lassen, weil wir von einem Franzosen erfahren (und auch auf dem Netz gelesen) haben, dass es die Möglichkeit gibt, dass Offizielle oder Scheinoffizielle den Pass verlangen und dann erst gegen gutes Entgelt zurückgeben. 5 Rappen für eine Fotokopie versus 200-300 CHF ist da schnell überlegt. Zum Glück ist uns bis dato noch nichts passiert! Wir führen aber auch ein extra unauffälliges Touristendasein, wenn es denn sowas gibt 😋

Tag 14 bis 16

Paraguay begrüsst uns mit der erwarteten Hitze. So stellen wir uns die Hölle vor und zugegebenermassen war Santa Cruz vergleichbar heiss gewesen.. Paraguay hat als Währung Guaraní (PYG) und spricht sowohl spanisch, als auch guarani. Der Wechselkurs ist 1:6750. Anstelle der 110‘000 Guaranis (ca. 16 CHF) fürs Taxi haben wir uns gleich in einen Bus gesetzt, welcher uns zügig in die Innenstadt brachte. Kostenpunkt nur 4‘800 PYG für uns zwei. Hätten wir einen Bus mit A/C (Klimaanlage) gefunden, so wären es „ganze“ 7‘200 PYG geworden. Immer noch viel billiger als die Taxis. Achtung: während die Busse in Bolivien Lücken antizipieren und der Verkehr sehr speditiv läuft, so haben die Busfahrer in Paraguay wohl was gegen das Anhalten. Wenn man die Leine zieht zum Aussteigen (ja, das macht man tatsächlich; dann lärmt es vorne beim Chauffeur und 50-100 m später kann man raus), dann öffnet er schon bei voller Fahrt die Türe und hofft wahrscheinlich, dass man wie beim Fallschirmfliegen auch gleich rausspringt… Immerhin bremsen sie dann doch ab, aber mein Fahrlehrer hätte hier ganz sicher was von einem Rollstopp gemotzt...

Der Bus ins Zentrum - nicht klimatisierte Variante

Der eigentlich kurze Restweg zu Fuss von ca. 800 m wurde aber bei der Hitze und mit dem Rucksack sehr schnell unangenehm 😵 Da half es nicht, habe ich in meiner ganzen Weisheit einfach nur den Link im Airbnb angeklickt und nicht geprüft, ob die Hausnummer mitkam... Zu meinem Glück sind wir dann nur ca. 100 m zu weit gegangen 😌 Das Hostel wusste zuerst nicht so recht was es mit uns anfangen sollte. Irgendwie scheinen sie selber über ihr Angebot im Airbnb nicht ganz im Bild zu sein. Zuerst wollten sie uns in geschlechtergetrennte Zimmer einteilen. Als wir intervenierten und sagten wir hätten ein privates Zimmer gebucht, wurden wir gefragt, wieviel wir denn für die Nacht bezahlt hätten? Danach ging es aber fix und wir kriegten einen Raum mit 3 Kajütenbetten und einem Deoppelbett. Ein bisschen übertrieben, aber dafür konnten wir zusammen im selben Zimmer nächtigen und hatten unsere Ruhe. Und schon wieder ist da dieses eher untrügliche Gefühl, eher zuviel für etwas bezahlt zu haben 😉

Paraguay selber ist definitiv noch nicht touristisch und es gibt durchaus schöne Landschaften und Gegenden, aber die Haputstadt Asuncíon hat diesbezüglich wenig zu bieten. Wir haben uns entschieden, es gemütlich anzugehen und das Land und die Leute auf uns wirken zu lassen. Der Hitze wegen, haben wir auf ganztägige Ausflüge verzichtet.

Dafür haben wir folgendes erlebt und genossen:
  • Eisenbahnmuseum
    Die Dampflok und im Esswaggon durfte man alles anfassen, aber asnsonsten waren die Sachen nur zum Anschauen. Trotzdem eindrücklich, wenn man im alten Bahnhof (bis 2007 in Betrieb) ein Stück Geschichte mit soviel Bildern und Gegenständen aus der Zeit anschauen konnte!


    Streckenprofilausschnitt der Eisenbahn
     
  • Panteón de los Heroes
    Zur Erinnerung an die desaströsen Kriege in Paraguay werden hier verschiedene gefallene Helden und ein unbekannter Soldat aufbewahrt
  • Strandpromenade
    Am Abend ein Muss, die vielen Familien und Strandverkäufer zu erleben und zu halbwegs erfrischendem Wind zu flanieren! Es bleibt zu erwähnen, dass wir ein sehr positives Erlebnis mit der Polizei gemacht haben. Als wir uns neben dem Parlament überlegten, die Abkürzung durch den Tunnel zu nehmen, kam schon einer daher und fragte uns, wohin wir gehen wollten? Als wir erwiderten zum Strand zu wollen, sagte er uns dass wir den anderen Weg nehmen sollen, dieser hier sei zu gefährlich. Das war sehr aufmerksam und wir nahmen also nicht die Abkürzung, sondern den ganz normalen Weg entlangs der Strasse. Sehr aufmerksam und vielen Dank an dieser Stelle!

    Spielende Kinder - Fussball ist überall beliebt ;)





    Die Polizei hat fast immer Blaulicht an und sieht aus, als würde sie in den Krieg ziehen. Meistens schauen sie aber einfach ins Handy oder fahren durch die Gegend.
  • Lokale Spezialitäten wie Chipa Guazu (Maiskuchen mit Käse), Empanadas (Teigtaschen, die wie übergrosse Findusplätzli aussehen und mit Fisch, Poulet, Käse etc. gefüllt sind), Tereré (kalter Mate, sehr erfrischend!)
    Chipa Guazu
    Tereré
  • Biergläser sind immer schön kühlschrank-kalt und die Bierflasche wird hier behandelt wie ein Champagner: ab in die Eisschale 😃
  • Lokale Führung von einem Mateverkäufer, der sonst wohl gerade nicht viel zu tun hatte
    Jorge - unser freiwilliger Touriguide 😃
  • die Offenheit und Freundlichkeit der Paraguayaner: man kommt sofort ins Gespräch und sie sind durchwegs sehr freundlich und hilfsbereit gewesen!
  • ... und ein Corazón de Indio: ein relativ starkes Cocktail aus Rum, Whisky, Cognac und Kakaolikör 😜
Hier in Südamerika ist Uber wieder sehr prominent vertreten. Der Taxidienst ist extrem schnell, transparent und sehr billig. Wir verstehen durchaus, dass die Arbeitsbedingungen und der Lohn optimiert werden sollen, aber der Service ist um Welten besser als der von klassischen Taxigesellschaften. Diese dürften sich hier durchaus bewegen und verbessern...!
Wir sind nach Mitternacht (01:05) in den Bus nach Foz do Iguaçu gestiegen. Die fahren fast genau so schnell wie in Bolivien, aber zwischendurch hört man noch den Klang von den Ästen, wenn sie aufs Busdach schlagen (weil zuwenig hoch geschnitten). Hier in Paraguay gibt es zudem eine Bedienung und Gratisgetränke (schlägt sich aber gefühlt ziemlich direkt auf den Preis nieder 🙈).

Noch ein paar Bilder aus Paraguay:
So beschlägt die Kamera, wenn man von 20 ℃ nach draussen geht

Oben wächst bereits ein Baum. Sieht toll aus, aber spricht nicht für den Unterhalt.

Diesen Job möchten wir definitiv nicht haben!!

Gaby und Paulo - die Verantwortlichen des Hostels: immer für einen Schwatz zu haben und sehr herzlich 😉
Ta nê ko'ě porâite! 😄


Tag 17

Der Bus kam um ca. 07:30 in Foz do Iguaçu an. Die Grenzkontrolle hat das Ganze etwas hinausgezögert. Während Vali zuerst eine Toilette aufsuchte, machte ich mich schlau, mit welchem Bus wir zu unserer Unterkunft kommen würden. Der Verantwortliche gab mir die nötigen Infos. 3.95 Reals (BRL) wird die Fahrt kosten (ca. 4 BRL  sind 1 CHF). Supidupi! Der gelbe Bus kam aber nie, dafür ein anderer, der auch das Terminal ansteuerte. Nach dem Preis gefragt wurde mir auf brasilianisch 14 BRL entgegnet. Ich schaute den Fahrer entgeistert an und erwiderte ihm, dass die Strecke 4 BRL koste und wies Vali an, wieder auszusteigen. Da rief mir der Fahrer zu, dass 4 BRL in Ordnung seien. Wir haben dann festgestellt, dass die nachfolgenden Mitfahrer aber allesamt 14 BRL bezahlten und sich über den Preis empörten. Komische Welt und gut, wurden wir nicht gleich nach 10 min beschissen 😃

Nach dem Bezug der Unterkunft wollten wir die Iguaçu Wasserfälle besuchen. Je nach Wasserstand sind es zwischen 150-270 Wasserfälle! Mit einer Breite von 2700 m sind es die breitesten Wasserfälle weltweit. Mit einer Höhe von 82 m werden sie von den Victoria Falls (108 m) geschlagen. Der/die geneigte LeserIn wird sich noch daran erinnern, dass wir diese in Zimbabwe seinerzeit besucht haben (auch in diesem Blog ersichtlich). Die Victoria Falls haben als zusammenhängende Gesamtfläche einen grösseren Wasserfall als die Iguaçu Fälle. Auf keinen Fall wollen wir das Erlebnis hier mindern - die Fälle sind toll und einzigartig! Zudem haben wir nur die brasilianische Seite gesehen, welche mehr den Panoramablick bietet, während die argentinische Seite näher am Geschehen wäre. Aber mit dem ganzen touristischen Auflauf, den Preisen (z.B. kostet eine Glace 5 CHF) und als Ausländer wird man diskriminiert (bezahlt 70 anstelle 41 BRL) ist das Erlebnis für uns nicht ebenbürtig zu den Victoria Falls. Schön ist es aber allemal, schaut mal:

Von der Gischt genässt

Wow!

Ein Pnaoramablick auf einen Teil der Fälle

Hier ist der touristische Auflauf gut ersichtlich

Nach diesem Erlebnis hatten wir wider Erwarten noch genügend Zeit und entschieden uns für einen Besuch des zweitgrössten Staudamms der Erde, dem Itaipú. Der Name bedeutet "singender Fels". Die Anlage kann mit ihren 20 Generatoren und dem riesigen Stausee und stetem Zufluss an genug Wasser um die 14.5 GW Strom produzieren. Seit 2006 hat sie sogar den weltgrössten Staudamm (Three Gorges Dam, China) gemessen an der produzierten Energie meistens übertroffen. Die Anlage ist ein Gemeinschaftsprojekt von Paraguay und Brasilien. Deshalb arbeiten auch immer gleichzeitig je ein Brasilianer und ein Paraguayaner in der Kommandozentrale 😂 Der Energieverbrauch von Paraguay ist aber noch zu niedrig. Aktuell wird fast der komplette Energieverbrauch Paraguays von diesem Staudamm geliefert (was uns anhand der zig 24/7 laufenden Klimageräte in Asuncíon doch erstaunte). Brasilien rechnet damit, dass in ca. 25 Jahren Paraguay dann seine Hälfte des Stromes beziehen wird (sie können selber ca. 15% des Landesstrombedarfes mit Itaipu decken). Bis dahin wird der überflüssige Strom von Paraguay zurück gespiesen und dann von 50 Hz auf 60 Hz transformiert, sodass Brasilien ihn brauchen kann. Der Staudamm ist in Relation zwischen Eingriff in die Natur und der enormen Menge an produzierter Energie wesentlich besser als alle anderen Staudämme. Hier noch ein paar imponierende Eckdaten:
  • Gesamtlänge der Staumauer: 7760 m
  • Höhe der Mauer an der tiefsten Stelle: 196 m
  • 2 der 20 Turbinen können unter Vollast fast die gleiche Menge an Wasser durchfliessen lassen wie die Iguaçu Fälle (1400 m3/s)
  • Der weltstärkste Kernreaktor (Isar 2) produziert jährlich 12,4 TWh. Der Itaipu liefert um die 100 TWh...
  • Total beschäftigt Itaipu um die 3000 Mitarbeiter, wobei jeweils mindestens ca. 100 Mitarbeiter aktiv sind in 6h Schichten
Ja, wir waren beeindruckt und zum Glück hatten wir die technische Führung gebucht, die uns auch ein Einblick in das Innenleben des Staudamms gewährte! Die Kontrollen sind vergleichsweise heftig, weil der Staudamm binationales Gebiet ist und keine Waffen und Messer hineingebracht werden dürfen. Mein Sackmesser in der Hand wurde trotzdem übersehen, war wohl zu offensichtlich 😉

Vali klar für den Besuch des Staudamms

... und ich auch!

Die  halbe Länge eines Tunnels im Staudamm


Generatorenhalle. Unter den roten Deckeln ist je ein Generator mit Turbine etc...

Der Schaft des Generators

Blick auf den Überlauf und den Staudamm dahinter

Heiss war's!

Der Staudamm in besserer Sicht

Bonusbild 💓


Tag 18
Wir sind direkt mit dem Bus nach Curitiba weitergefahren. Die Fahrt sollte von 07:00-19:00 dauern, hat aber wegen Verzögerungen bis ca. 21:00  gedauert. So reichte es uns aber doch noch für den Wohnungsbezug, Essen und etwas Ausgehen und jetzt den Blog abzuschliessen 😃😃