Dienstag, 7. Januar 2020

Zu heiss!

Tag 3

Es war ausschlafen und kühl halten angesagt, zudem wollten wir noch erkundigen, wo denn der Bus nach Sucre fährt. Also nicht ungefähr wo, neinein! Haargenau wo im Busterminal wollten wir das wissen. Bei 35 ℃ und 89 % Luftfeuchtigkeit ergibt sich automatisch ein Modus, wo sich der Körper ganz natürlich gegen zuviel Bewegung sträubt... Schwer zu sagen, was die gefühlte Temperatur war (korrekterweise müsste man die Grösse und das Gewicht der Person, deren Aktivität, Wind etc. auch einberechnen). Mir gefällt aber der Hitzeindexrechner von Bergfreunde am besten, weil der meine Gefühle am besten versteht und ganze 63 ℃ gefühlt ausgibt 😰 Zum Glück haben wir alles ohne Gepäck abgeklärt, so war die Anreise am Abend dann ein Klacks. Soll aber nicht bedeuten, dass es deswegen kühl war.

Danach haben wir die Zeit totgeschlagen mit Eis essen, im Park entspannen, wenig gehen und sinnieren. Als es auch Vali zu heiss wurde (Schatten unter Bäumen ist ein Anfang, aber wenigstens ein Lüftchen bräuchte es dann doch), gingen wir in den schockgekühlten Starbucks. Mit ca. 20 ℃ von der Klimaanlage ist das ein heftiger Wechsel zu draussen. Also so heftig, dass Vali Gänsehaut kriegte, während ich einfach weniger schwitzte... Immerhin konnte ich die Angestellten noch über die Strassenverkäufer ausfragen. Da mein spanisch aber weit von perfekt ist, muss ich so ernst dreingeschaut haben, dass die Security sich hinter mich gesellte und mehrfach mit Handzeichen bei den Kellnern nachfragte ob alles in Ordnung sei. Hätte mich eigentlich noch interessiert, was der denn gemacht hätte, wenn es nicht in Ordnung gewesen wäre. Er sah nämlich weder gross, noch kräftig, noch drahtig aus 😉

Ein für die Region typisches Erfrischungsgetränk der Strassenverkäufer ist der Somo. Ist was aus Mais, Zimt und mit Zucker. Herrlich erfrischend und für einmal nicht zu süss:


... die weissen Klümpchen sind übrigens ausgekochter Mais und schmecken nach nix

Unser Bus fuhr um 19:00 und wir waren eine Stunde früher vor Ort, damit es auch kein Gehetze gab (Hetzen ist Stress und das führt zu Schwitzen...). Hat alles fantastisch geklappt und nachdem wir zum Busticket noch ein Terminalticket gekauft haben (gleicht einer Steuer, aber mit 3 Bs pro Person sehr billig), durften wir auch zum Bus und einsteigen 😀 Vor der Abfahrt haben wir uns noch mit Käsebrötchen eingedeckt (Cuñapé). Ein richtiger Gaumenschmaus, diese Spezialität aus dem östlichen Bolivien!

Die Fahrt selber verlief problemlos, aber zugegeben: ich habe mich sowohl in Mexiko als auch in Thailand und Südafrika deutlich wohler gefühlt. Das lag sowohl an der zum Teil schiefen oder plötzlich eng werdenden Strasse, aber auch an dem Fakt, dass der einzige Fahrer den 12h Trip auch zügig fahren wollte (musste?). Es half dabei nicht, dass auf dieser Strecke in der Nacht alles unterwegs zu sein scheint, was mindestens die Grösse eines Minivans und vier oder mehr Räder hat. Und es half noch weniger, wenn man dann mit gut 60km/h einen LKW auf ca. 40 cm Distanz in der Kurve kreuzt. Das hat sogar den Brummifahrer veranlasst zu hupen und mich, mich anzuschnallen...

Neben dem Eingang zum Busterminal

Tag 4 und 5

Wir sind relativ erholt in Sucre auf 2800 m angekommen. Das ist immer noch die konstituionelle Hauptstadt, auch wenn die Politik sich in La Paz abspielt. Die Temperaturen hier sind wie in der Schweiz: in der Nacht und am Morgen wie im Frühling und ab Mittag dann wie im Hochsommer. Also alles in allem sehr angenehm wenn man vom bolivianischen Tiefland herkommt 😋

Wir haben zuerst das Gepäck ins Airbnb gebracht. Der Taxifahrer war sehr gut gelaunt. Zuerst wollte er uns weismachen, dass jeder Bolivianer zwischen 3-5 Cholitas (indigene Frauen) habe. Auf meine Nachfrage wieviele Männer dann eine Cholita habe, war die wenig überraschende Antwort dann "einen". Wahrscheinlich sein idealistisches Bild, denn wir haben die Bolivianer bis dato anders wahrgenommen 😉 Dann hat er unterwegs auch noch alle touristischen Sehenswürdigkeiten erklärt. Geblieben nach der langen Reise waren aber nur der Markt und der zentrale Platz 🙈

In Bolivien gibt es viele spezielle Daten und jede Stadt scheint einen zentralen Platz zu haben, der dann nach einem dieser Daten benannt wurde. Hier hat es immer Leben und insbesondere am späten Abend ist viel los. Während die Italiener mit ihren Autos etliche Male pro Abend eine Rundstrecke abfahren, geschieht das Sehen und Gesehen werden hier auf dem Platz. So verschieden und doch wieder nicht, sind die Kulturen 😃

Der frischgepresste Orangensaft war lecker und mit etwas Charme (Geld) durfte ich diese indigene Dame dann auch noch fotografieren. Die lachende Frau im Hintergrund hat mich dabei tatkräftig unterstützt, denn auch nach der Zusicherung, dass sie das Geld kriege, versteckte sich die indigene Dame zuerst halb unter dem Wagen. Mir wurde dann erklärt, dass ich zuerst Geld geben solle und dann wurde der Dame erklärt, dass sie nun aufzustehen habe. Wir mussten viel lachen und wurden später am Abend auf dem Platz dann auch wieder erkannt 🙈



Wir haben in Sucre unter anderem den Friedhof besucht, sind am Abend zum Mirador (Aussichtspunkt) hochgelaufen, haben zig Strassen durchwandert, natürlich den Platz des 25. Mai beehrt, den Markt besucht und zu guter Letzt auch noch das Schloss "La Glorieta" besucht. Diejenigen die etwas mehr über das einzige Prinzenpaar von Bolivien erfahren möchten, können das hier nachlesen (ist eine kurze aber schöne Lektüre).

Was gibt es sonst noch zu sagen?
  1. Nun, bald (in 6h) geht es weiter nach Potosi und zu der weltgrössten Silbermine und dann kommt irgendwann wieder ein neuer Blog.
  2. Uns ist noch das extreme Preisgefälle aufgefallen. Hier ein paar Beispiele zum Verdeutlichen wie pervers (sorry nicht sorry) das Gefälle ist.
    1 CHF = 7 Bs beziehungsweise
    1 DKK = 1 Bs
    • eine Fahrt mit dem ÖV: ca. 2 Bs
    • ein Eis vom Kiosk: zwischen 1-3 Bs
    • ein Essen in einem kleinen Restaurant ausserhalb (2 Pers.): ca. 34 Bs
    • ein Essen in einem Restaurant in der Stadt (2 Pers.): ca 150-200 Bs
    • ein Bier in einer Bar: zwischen 15-30 Bs
    • Snacks und Drinks von Strassenverkäufern: zwischen 1-3 Bs (grosses Glas frischgepresster Orangensaft kostet aber ca. 10 Bs)
Und jetzt noch ein paar Bilder:

... Pupu ... 😂

Vali am Aufwärmen

Irgendwie kann man alles transportieren!

Ein Kind im Arm und eines im Kindersitz, die Einkaufstasche schön angehängt. Gut, dass sie nicht plötzlich noch einen Helm trägt, das wäre ein echter Stilbruch!

Ein kleiner Blick auf den Markt. Wir könnten wohl die Hälfte der Früchte nicht benennen und wer jetzt siegessicher ist: kennst du z.B. die Achachairu Frucht? Wir kennen sie mittlerweilen, aber viele andere noch nicht...

💓

Weisses Sucre

Avenida Las Americas (Sucre) von oben

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