Dienstag, 14. Januar 2020

Salar de Uyuni, La Paz und Yungas Road

Tag 8

Wir sind pünktlich um kurz nach 10 Uhr in Uyuni mit dem Bus eingetroffen. Ich staunte schon, als es um 06:05 (also streng genommen mit 5 min Verspätung) im Bus vermehrt Ausrufe gab. "Vamos" und "es hora" wurde da gerufen. Und als sich der Chauffeur später unterwegs dazu bequemte, noch mehr Leute einzuladen (welche dann mangels Sitzplatz beinahe zwei volle Stunden stehen mussten), wurde deutlich gerufen "no es un micro" und "tengo gentes que van trabajar". Die Leute machten also deutlich ihren Unmut darüber bemerkbar, dass sie ein teureres Busticket kaufen als das billige Sammeltaxibillet, es dann aber nicht ganz in diesem Sinne verlief. Finde ich in Ordnung, aber war doch etwas erstaunt, darüber, dass es so deutlich bemerkbar gemacht wurde. Die Fahrt  in sich war aber toll, da sie durch eine sich ständig ändernde Landschaft führte!

Eigentlich verlief alles nach Plan. Einzig konnten wir wegen starken Regenfällen in der vorherigen Woche gewisse Teile der grössten Salzwüste der Welt nicht befahren (z.B. La Isla de Pescado). Andere konnten durchaus besucht werden und so machten wir uns mit einem Führer in seinem Toyota Land Cruiser (davon gibt es im sehr touristischen Uyuni soviele, dass man die Toyota Hauptwerke dort wähnt...) und 2 Argentinierinnen mit ihren Töchtern auf den Weg in die Salar de Uyuni. Wie soll man das beschreiben? Nun, die Salzwüste und ihr unendliches helles Weiss zu sehen ist sehr eindrücklich. Das hinterlässt nicht nur im Gedächtnis Spuren, sondern auch hinter den Ohren wo wir uns noch nie vorher verbrannt haben.... Die Reflexionen des Salzes sind unerbittlich! Es herrscht soviel Licht, dass die Augen gleich brennen, wenn wir unsere Sonnenbrille absetzen, wow! Durch fehlende Vergleichsobjekte lässt es sich auch schön mit der Distanz spielen - siehe dazu die untenstehende Foto 😄

So macht Fotografie Freude!

Daneben sind wir aber nicht warmgelaufen. Eine Tour, welche all das untenstehende bietet ist einfach nicht unser Ding:
  • mehr Wartezeit als zu erwarten war (spürt ihr uns?)
  • ein 4x4 nach dem anderen unterwegs sind
  • und zum krönenden Abschluss einen Sonnenuntergang bietet, welcher sich nicht mit unseren Bergen messen kann (dafür waren wieder Touris neben/vor Touris und Auto neben/vor Auto)
Da half auch der Eisenbahnfriedhof (Cementerio de Trenes) wenig, uns fehlte dort schlicht die Inspiration, was wir jetzt auf ausrangierten früheren Dampfloks herumturnen sollten? Insbesondere wenn die schon aussahen wie Ameisenhaufen, nur dass die Ameisen Touris waren 😉  Zuerst ein paar Impressionen vom Cementerio de Trenes:


Die Mädels standen extra Model, als sie meine Kamera entdeckten - da liess ich mich nicht zweimal bitten 😜

Ein Drohnenselfie

Luftsicht auf den Eisenbahnfriedhof

Und dann noch ein paar Bilder aus der Salar de Uyuni - toll sieht es schon aus...!

Ein Salzhotel mit minimalstem Basiskomfort von oben gesehen. Man beachte die 4x4, laut Roberto (unserem Guide) sind es viermal weniger Touristen als normal...

Roberto beim Vorbereiten des Mittagessens im Salzhotel (in diesem Hotel muss man das Essen selber bringen, wie gesagt es hat maximal Basiskomfort) 😅

Endlose Weite des Salzes

Reflexionen bei gering Wasserstand

Unsere Gruppe. Mehrfaches eincrèmen und auch Anziehen einer schützenden Jacke konnten wir erstaunt bei den Argentinierinnen feststellen. Die schützen sich also vorbildlich gegen die Sonne, obwohl deren Haut besser an die Sonne gewöhnt sein müsste als unsere.

Spannend war aber durchaus der Besuch der Colchani, ein Dorf eingangs der Salzwüste. Die dort lebenden, ca. 145 Familien leben von der Landwirtschaft (v.a. Quinoa), Salzverkauf, Lamas (ca. 800 Lamas nennen sie ihr eigen) und den Toruisten. Das haben wir gleich durch das Verköstigen eines Biers aus Kokablättern unterstützt, aber bleiben in Zukunft wieder beim "normalen" Bier...

Degustation des Kokabiers

Der zentrale Platz von Colchani. Ausgestorben wie die Wüste.

Ausschau halten und den Platz beleben war unser Ziel 😉

Die Tour schloss um ca. 20:00 und so reichte es ideal für eine Verköstigung vor der Bustour in der Nacht. Diesmal führte die Reise im eigentlich sehr komfortablen Trans Omar von Uyuni (Abfahrt 22:00) nach La Paz (Ankunft 06:30). Die Sitze waren riesig (schaut mal wie toll die aussehen) und konnten sehr weit nach unten gelegt werden. Zudem gab es als Novum auch Decken für alle! Wenn denn nur auch die Lüftung funktioniert hätte. Nach ca. 30 min Fahrt waren die Fenster beschlagen und Emanuel (ja ich) ein klein wenig muff... Ich habe im Verlaufe der Nacht dreimal interveniert (bei beiden Chauffeurs), aber die wollten oder konnten die Lüftung im 1. Stock nicht starten (obwohl sie immer freundlich zu verstanden gaben, dass sie sich gleich darum kümmern würden). Zu allem Überdruss kam dann 3h vor Fahrtende noch eine Bolivianerin auf den Sitz daneben, welche nichts besseres zu tun wusste, als sich mit der Decke zuzudecken (wohlbemerkt: sie trug bereits eine Jacke). Man stelle sich also vor: ein Tourist, welcher gerne aus Protest in Unterhosen nach unten zum Chauffeur gehen würde, weil es so stickig und warm ist und daneben eine Einheimische in Jacke und unter der Decke! 😖 Man kann's also auch übertreiben...


Tag 9 und 10

Wir haben die stickige Busfahrt überlebt und kamen früh in La Paz an. Von unserem Vermieter wussten wir bereits, dass die Taxifahrt vom Busterminal zur Wohnung 15-20 Bs kosten darf. Der erste freundliche und proaktive Taxichauffeur wollte partout nicht unter seine minimalen 30 Bs gehen, daher war es ein kurzes Gespräch. Vali hatte ihm dabei am Schluss gesagt, dass wir max. 20 Bs zahlen würden, aber das half nix. Also liefen wir weiter und schon kam ein neuer Taxichauffeur auf uns zu, der gleich diesen Preis nannte - ach die Welt hat gute Ohren 😅 Egal, ab zur Wohnung und schnell eingecheckt. Wir hatten das OK bekommen unser Gepäck zu deponieren, obwohl die Wohnung erst zwischen 11-14 Uhr gereinigt werden konnte. Nach zwei Tagen unterwegs und mit Schichten von Sonnencrème, Schweiss, Staub und Salz auf der Haut haben wir frecherweise gerade noch geduscht und es genooosseeeeeeen!! Danach gönnten wir uns ein ausgiebiges Frühstück und schlenderten durch La Paz.

Am Tag darauf, wieder voll bei Kräften, sammelten wir Ideen für was wir hier noch besuchen möchten und schlenderten erneut durch die Stadt, mussten nun aber zwischendurch dem Regen ausweichen. Wusstet ihr, dass sie hier Gondeln aus der Schweiz (CWA) und die Transportanlagen aus Österreich (Doppelmayr) einsetzen? Aktuell gibt es acht Linien (in Betrieb genommen in 2014), welche helfen den täglichen Stau elegant zu umgehen und eine Fahrt kostet pro Linie 3 Bs.



Die Stadt selber ist vollständig am Hügel gebaut und erstreckt sich über mehr als 1000 Höhenmenter, wobei die reicheren Leute unten (ca. 3100 müM und 10 ℃ kühler) und die ärmeren Leute verteilt an den Hügeln (ca. 4100 müM) wohnen. Interessant ist, dass wir nur hier das Grossstadtfeeling erlebten, obwohl es nur die drittgösste Stadt Boliviens ist. Santa Cruz de la Sierra (wo wir unsere Reise starteten), ist beinahe doppelt so gross, aber das merkt man nun wirklich nicht. Ob das an der flachen Lage dort lag? La Paz liegt so toll am Hügel, dass man gut sehen kann, wo es überall Häuser gibt... Egal, wir hatten mittlerweilen ein spannendes Programm für den nächsten Tag und gingen dann zufrieden im 16. Stock des 5-Sterne Hotels El Presidente essen. Dabei hatten wir einen Saal, 5 Kellner und 1 Koch zu unserer alleinigen Verfügung. Während des ganzen Essens kam kein einziger anderer Gast. Ironischerweise konkurrierten sich so alle Abteilungen, was dazu führte, dass wir zuerst das Wasser und den Wein, knapp danach die Aperitifs kriegten, um nach einem Schluck schon das Essen zu kriegen. Es fühlte sich fast an wie: wer ist der Schnellste? Wobei die zwei Knüsse hinter der Bar klar am schlechtesten abschnitten... Die Angestellten können einem Leid tun, aber wir genossen die Ruhe und das sehr leckere Essen!

Essaal des Restaurants Bella Vista

Die Kunden des Abends :)

Abschliessender Barbesuch mit einem sehr weisen Zitat: Drinken ist zu zwei Gegebenheiten erlaubt.  Erstens wenn man Durst hat und zweitens um genau das zu vermeiden.


Tag 11

Jaaa, was war denn wohl unser Programm für den 12. Januar? Wir wollten die Yungas Strasse befahren. An und für sich tönt das nicht spektakulär, aber die Yungas Strasse ist auch bekannt unter dem Namen "El Camino de la Muerte", besser gesagt: der Todesstrasse. Sie wurde zwischen 1932-1935 durch paraguayanische Häftlinge erbaut.

Wie kommt die 3-5 m breite und ca. 60 km lange Strasse, welche auf 4700 müM startet und bis nach ca. 1600 müM geht auf diesen Namen? Nun, vor dem Bau der Nationalstrasse 3, war sie der einzige Verbindungsweg zwischen La Paz und der Yungas Region. Die Strasse führt durch viele klimatische Schichten und ist häufig teilweise im Regen oder im Nebel. Sie ist ungeteert und ungesichert an den äusserst steil abfallenden Anden. Der enge Platz führte zu folgenden Spezialregeln:
  1. Linksfahren. Dies ermöglichte es den Fahrern, besser den Abgrund bzw. die Nähe zum Felsen einzuschätzen
  2. Der von unten hochkommende hat Vortritt. Dies aus dem einfachen Grund, weil die vollen LKW's an der steilen und rutschigen Strasse einmal gestoppt nicht mehr anfahren konnten. Dies führt automatisch dazu, dass der abwärts fahrende Verkehr teilweise über lange Strecken/Kurven rücksetzen musste, bis irgendwo gekreuzt werden konnte.
Diese zugegebenermassen eher ungünstigen Voraussetzungen führten im Schnitt zu 200 Unfällen bzw. 100 Todesfällen im Jahr. Das ist heftig! Hier ein Video wo die Passagiere nach einem Erdrutsch aussteigen mussten, damit der Bus sicher über die Erde kam.

Wer jetzt denkt wir spinnen, der liegt falsch 😉 Die Strasse ist heute nämlich nur noch als Transitstrasse in Gebrauch, wenn es denn auf dem Abschnitt "Kilometer 35" auf der neuen Strasse mal wieder einen Erdrutsch gab. Dieser Abschnitt liegt in einem geologisch unstabilen Gebiet und bei häufigem Regen kann es dort daher zu einem Erdrutsch kommen. Das ist dann natürlich erneut nicht die ideale Voraussetzung um über die Todesstrasse hochzufahren, aber es ist die einzige Alternative und die Bolivianer sind es sich wohl gewöhnt. Im Regelfall ist die alte Strasse aber wie gesagt, nur noch für Touristen geöffnet, welche dann wie wir, mit dem Mountainbike die Strecke herunterfahren und so die Natur und die Strasse bestaunen, argwöhnisch analysieren oder einfach geniessen können (je nach Auge des Betrachters oder des Strassenabschnittes).

Die Tour begann auf 4700 müM, zuerst gab es Frühstück, dann die ganze Schutzausrüstung (diesmal passte auch der Name) und dann die Erklärung der Guides. Während Vali sich beim englisch sprechenden Guide informierte, schnappte ich mir den spanisch sprechenden. Die Differenz des Gesagten war eklatant! Der englisch sprechende Führer konzentrierte sich auf die Abschnitte und wie lange es zum ersten Wasserfall dauert etc., während der andere Führer uns alles über das Bike, die Fahr- und Blicktechnik und eventuelle Gefahren aufzeigte. Wir merkten das erst unterwegs als ich mit Vali über den Abstand zum Strassenrand sprach und dann noch was von der Blicktechnik erwähnte (ist übrigens das gleiche wie beim Motorrad, dort wo du hinguckst, dort fährst du auch hin). Speziell...

Zurück zur Tour: der erste Abschnitt führte auf der asphaltierten Nationalstrasse herunter. Die Autofahrer überholten so freundlich, dass sie meist ganz links fuhren, wobei dann die von unten kommenden Fahrzeuge keine Freude hatten. Wir fühlten uns aber pudelwohl!

Der oberste Teil der Yungas Strasse ist zugleich die Nationalstrasse 3

Am Frühstückstisch

Nach ca. 20 km ging es dann eine kurz Strecke berghinauf, wo man als Tourist ins Auto steigen darf, das Velo verladen wird und man dann wieder dort umsattelt, wo nun wirklich der alte, holprige Teil beginnt. Jaja, immerhin darf ich zur Entschuldigung anbringen, dass wir keine Entscheidungsgewalt dazu hatten und im Nachhinein auch nicht unglücklich darüber waren, die Kräfte noch etwas gespart zu haben.

Also los auf die Holperpiste und ganz ohne Verkehr ist das sehr angenehm und meistens fährt man auch nicht nebeneinander, dann hat man Platz zum Vergeuden. Die häufig anzutreffenden Kreuze, Kerzen oder Blumenansammlungen lassen aber erahnen, wie es aussieht, wenn nicht solch ideale Bedingungen vorherrschen...

Start des klassischen "camino de la muerte"


Unterwegs hielten wir alle 10-30 min an. Dann wurden uns Abschnitte erklärt, Fotos gemacht (die von den Guides haben wir noch nicht erhalten, vielleicht folgen dann noch welche) oder etwas gegessen.

So verlassen sieht die Strasse schon fast etwas romantisch aus...

Was wir mit "steil abfallend" meinen. Rechts unten im Bild hängen die Füsse über dem Abgrund.

Beim Mittagessen neben unseren zwei Südkoreanern

Wir kamen ca. gegen 15 Uhr durchgeschwitzt in der untersten Station an. Es war ein eindrückliches Erlebnis - ganz ähnlich zu den Silberminen in Potosí - und ist ein absolutes Highlight! Es gilt hier zu erwähnen, dass Regen angekündigt und wir deswegen nicht ganz so zuversichtlich waren, aber der Wettergott es gut mit uns gemeint hatte; sehr gut sogar! Zum Abschluss der Tour ging es dann in ein Hotel mit Buffet, Pool und Bier, bzw. kalten Getränken. Was für eine Wohltat! Vali verging am Schluss aber beinahe das Lachen, als sie realisierte, dass unser Heimweg ja nun über die Nationalstrasse 3 führte und so die Tour erst nach weiteren 2.5 Stunden (und viel Geholper - lasst euch nicht vom Namen blenden!) zu Ende war.

Noch was zu Knabbern gesucht und dann kann man ruhig sagen, dass wir schliefen wie ein Stein!


Tag 12

Heute hätten wir eigentlich ein Motorrad mieten und an den Titicacasee fahren wollen. Aber nun meinte es der Wettergott nicht mer gleich gut mit uns und wir haben uns daher für einen ruhigen Tag entschieden!

Bild auf das Zentrum und Sopocachi von La Paz (Bild in höherer Auflösung als üblich)

So sieht es aus mit den Gondeln. Speziell, aber je nach Linie sehr ausgebucht oder nicht und auf jeden Fall ein Erlebnis!
Wir haben übrigens noch gelehrnt, dass die Salteñas (diese gefüllten Teigtasschen) extra saftig sind. Eine ungeschriebene Weisheit besagt, dass derjenige der sie ohne zu tropfen essen kann, ein guter Küsser sei 😂

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