Montag, 19. September 2016

Norwegens Jagdsaison

Wo bin ich stehen geblieben?

Aja, mein erstes spontanes Bewerbungsgespräch bei EHC (European Helicopter Center) in Sandefjord/Torp. Der CEO hatte sich viel Zeit genommen, um mit mir zu diskutieren. Leider hat EHC vor knapp zwei Wochen einen frischen Fluglehrer eingestellt und deswegen zurzeit keinen Bedarf an neuen Piloten. Peter Blom hatte zwar grossen Gefallen an meinem CV gefunden, aber mehr konnte ich hier nicht rausholen. Als er mich zur Tür begleitete, erwähnte er beiläufig, dass ein anderer schweizer Pilot zurzeit bei ihnen die IR Ausbildung macht.

Was, ein schweizer Pilot bei EHC?

Und da die Helibranche überall eher klein ist, kannte ich natürlich den netten Herrn. Pascal Jenny fliegt auch bei den Mountainflyers in Belp und so konnten wir uns kurz zwischen Tür und Angel austauschen. Die von ihm erhaltenen Informationen über die EHC Flugschule, waren Gold wert.

Am gleichen Flugplatz ging ich noch bei zwei Firmen vorbei, wobei ich nur die eine auf meinem Radarschirm hatte. Es was also Freitagnachmittag, ca. 13h20, meinst du ich hätte noch irgend jemand anderes angetroffen, als die arme Bürokauffrau, die bis 18h00 arbeiten musste, oder die Putzfrau, die gerade angefangen hat?

Nein, in Norwegen ist zurzeit jeder auf der Jagd:-D

Norwegen ist das einzige europäische Land, in dem das echte Wildren gejagt werden kann (Jagdzeit 20. August bis 30. September). Hier eine kurze Zusatzinfo, die ich erfahren und anschliessend gegoogelt habe.

Elch oder Ren (=Rentier)?

Der auffälligste Unterschied der beiden Hirscharten ist schlicht die Grössen. Ein ausgewachsener männlicher Elch (Alces alces) kann eine Schulterhöhe von 2,40 Metern erreichen und bis zu 800 Kilogramm wiegen - so viel wie ein durchschnittlicher Kleinwagen. Das gilt allerdings mehr für den Zweig der amerikanischen Elche (komisch, sogar die Elche aus Amerika scheinen mehr auf den Hüften zu haben als seine europäischen Genossen;-)).
In Europa sind die Tiere etwas kleiner - Elchbullen können aber immerhin 500 Kilo auf die Waage bringen. Die Elchkuh ist grundsätzlich kleiner und entsprechend leichter. Dennoch ist sie in den meisten Fällen doch größer als ein Rentier (Rangifer tarandus): Rentiere werden nur bis zu 1,40 Meter hoch und bringen maximal 300 Kilogramm auf die Waage. Doch wenn Elch und Ren nicht gerade nebeneinander stehen, ist dieser Vergleich schwierig.
Anscheinend sieht ein Laie dies am Besten am Geweih.

et voilà, ein Elchgeweih
und hier ein Rengeweih

Gut, ich fuhr also weiter nach Kristiansand, wo sich ein weiterer Standort von Fonnafly und NorAviation befand. Mir wurde jedoch gesagt, dass es schwierig sein wird jemanden anzutreffen, entweder sind sie auf der Jagd oder im Wochenende. Dies konnte mich nicht davon abhalten, trotzdem am Flughafen vorbei zu schauen. Wie durch ein Wunder traf ich auf Paul, Loadmaster für Fonnafly. Er verwies mich weiter zum CEO im HQ in Sand. Gut, dann erlaube auch ich mir das Wochenende als gewöhnlicher Tourist zu geniessen!

Also, ab zum südlichsten Punkt in Norwegen!




Den Sonnenuntergang am Lindesnes Fyr zu erleben war magisch. Erstaunlich was die Natur an Kraft uns wieder gibt, wenn man einen Moment inne hält. Am Sonntag fuhr ich die gleiche Strecke ab, wie ich sie mit meinem Liebling im Dezember 2014 gefahren bin. Nur, dass damals viele Strassen geschlossen waren. Nicht so heute. Um zum Dorf Lysebotn zu gelangen, fährt man von Sirdal eine 29 Kilometer lange, extrem kurvenreiche aber an gewissen Stellen sehr schmale Strasse ab inkl. 27 Haarnadelkurven, wobei es eine Haarnadelkurve im inneren des Berges, in einem 1103 Meter langen Tunnel gibt.

Affengeile Strecke als leidenschaftliche Motorradfahrerin.



Gestern, Sonntagabend bei Fjellfly in Hovden angekommen. Ich erwartete niemanden, aber beim ums Haus laufen fiel mir auf, dass vor dem Hangar eine Helilandeplattform stand. Setzte ich mich also auf die Treppen vor der Tür und wartete eine knappe Stunde. Ahhhh, Heligeräusche in der Ferne, das ist Musik für meine Ohren. Die Crew machte eine nahezu perfekte Landung auf der Plattform. Inge Bakken, Basisleiter/Chef Ground Operation und ich unterhielten uns kurz und knackig und dann nahm er meinen CV dankend an. Wen erstaunts, dass auch der Fjellfly Chef auf der Jagd ist und erst am 26. September zurück auf der Basis sein wird.

Das Feedback bis dato ist nahezu überall das gleiche. Die Helisaison für Unterlast ist in knapp zwei Wochen vorbei, bis zum Frühling 2017 passiert nicht viel und einen riesen Bedarf an Piloten gibt es momentan nicht. Das entmutigt mich nicht weiter frisch und fröhlich meine CV's zu verteilen und denen zu verklickern, dass sie mit mir echte schweizer Qualität anstellen würden;-)!

So bin ich also heute Mittag in Sand eingetroffen, beim HQ von Fonnafly und konnte auch gleich ein sehr interessantes Gespräch mit zwei hübschen Unterlastpiloten (i liebe di, mini Bohne) und anschliessend mit dem CEO der Firma führen. Ende der Woche werde ich von Fonnafly hoffentlich noch mehr Neuigkeiten haben. Wen erstaunts, auch dort sind die Verantwortlichen ausgeflogen, dieses mal jedoch nach Grönland.

Vor knapp zwei Stunden an den Stadttoren von Bergen angekommen, koche ich mir nun mein Tomatensüppli und morgen früh gehts weiter zu NorAviation. Gute Nacht euch allen und bis zum nächsten Blog.



Keine Kommentare: